Business Breakfast am 16.03.2021 mit Dr. Sophie Karmasin, Geschäftsführerin Karmasin Research & Identity zum Thema „Karrieren von Frauen – Wahlfreiheit – Selbstverantwortung – Opfer?“

SK

MMag. Dr. Sophie Karmasin, promovierte Psychologin und Betriebswirtin, ist eine der renommiertesten österreichischen Meinungs- und Motivforscherinnen. Sie hat 2018 das Unternehmen Karmasin Research&Identity gegründet. Das Beratungsunternehmen ist darauf spezialisiert, die Identität eines Unternehmens zu erforschen und zu optimieren. 

Frau Dr. Karmasin war bis 12/2013 als geschäftsführende Gesellschafterin der Karmasin Motivforschung GesmbH und des österreichischen Gallup Institutes tätig.

2014 bis Ende 2017 war sie parteifreie Bundesministerin für Familien und Jugend. In ihrer politischen Tätigkeit als Bundesministerin hat sie neben dem Ausbau der Kinderbetreuung und der Reform des Kindergeldes als erste Ministerin einen verhaltensökonomischen Beirat in Österreich installiert und zahlreiche verhaltensökonomische Studien und Projekte durchgeführt.

Frau Dr. Karmasin führte die zahlreichen Teilnehmerinnen des Zukunft.Frauen Business Breakfast durch die von ihr in 2020 im Auftrag der Regional Medien Austria durchgeführte Studie zum Thema „Stereotypen und Mut“ im Zusammenhang mit Frauenkarrieren in Österreich. Im Anschluss an ihre Keynote diskutierten die Teilnehmerinnen angeregt zu diesem, leider seit Jahren, Dauerbrenner.

Es wurden 2700 Online Interviews repräsentativ für die österreichische Bevölkerung nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung durchgeführt.

Rund 70% der Befragten gaben an, dass die Rahmenbedingungen in Österreich für Frauenkarrieren in den Bereichen Kinderbetreuung und flexibler Arbeitszeiten ungenügend seien. Nur jede(r) dritte Befragte (Männer und Frauen) war der Meinung, dass Gleichberechtigung im Arbeitsleben von Frauen und Männern stattfinde. Dennoch fehle ein Aufschrei in Österreich zu diesem Thema. 

Dies hat auch mit den traditionellen Geschlechterrollen in Österreich zu tun: In der Gesellschaft gibt es immer noch männliche und weibliche Rollenbilder, die sich hartnäckig halten. Männer stehen für durchsetzungsfähig, karriereorientiert, an coolen Fächern wie den MINT Fächern interessiert. Frauen stehen für verständnisvoll, kompromissbereit, nachgiebig, nicht an MINT Fächern interessiert. Hier handelt es sich um Zuschreibungen, die Rollen von Männern und Frauen einengen. Mit ein Grund warum so wenige Frauen ins Top-Management ankommen, sind auch diese Klischees, wie eine Studie der Harvard Business School zeigt: Ein und derselbe Lebenslauf wird negativer wahrgenommen, wenn er einer Frau zugeordnet wird. Das in den USA gemachte Experiment „Heidi vs Howard“ unterstreicht die Existenz der beschriebenen Rollenbilder. Eine Biografie – zweimal erzählt – unterscheidet sich nur im Namen des Incumbents: Uni-Abschluss, einige Jahre bei innovativen Firmen wie Google, etc. beschäftigt, IT-orientiert, motiviert und ehrgeizig. Einmal wurde dem Incumbent der Name „Heidi“ gegeben und einmal der Name „Howard“. Raten Sie mal wer als cool und sympathisch rüberkam und wer als kompetent, aber unsympathisch? Genau: Howard war der sympathische Guy und Heidi die unsympathische Karrierefrau. Diese Rollenbilder machen es Frauen also schwerer Karriere zu machen und lassen sie gleichzeitig einen Preis dafür zahlen, den viele als Bürde empfinden. Dasselbe Verhalten, das bei Männern bewundert wird, wird bei Frauen negativ konnotiert.

Dr. Karmasin führte zusammenfassend 5 Thesen aus, die es im Zusammenhang mit Frauenkarrieren zu beachten gilt:

  1. Rahmenbedingung (Kinderbetreuung, Gehälter, Kollektivverträge, Möglichkeiten flexiblen Arbeitens, etc.) formen Lebensrealitäten und müssen weiter verbessert werden.
  2. Digitalisierung und Homeoffice haben im Zusammenhang mit Homeschooling und einem in der Covid-Krise rückwärtsgewandtem Familienmodell bis jetzt noch keine starken Verbesserungen oder Chancen für Frauen gebracht.
  3. Die neuen sozialen Bruchlinien in der Krise verstärken alte.
  4. Das Widersprechen von Stereotypen bringt Frauen in eine Double Bind Situation: beliebt und sympathisch vs erfolgreich und unsympathisch
  5. ABER: Jede und jeder kann einen Unterschied machen und sollte dies auch tun damit wir nicht in 10 Jahren immer noch dieselben Themen diskutieren!

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